
Die Ferienregion Reschenpass besteht aus den Dörfern Reschen, (Neu)-Graun und St. Valentin auf der Haide, die allesamt an der antiken römischen Handelsstraße Via Claudia Augusta, am Dreiländereck zwischen Italien, Österreich und der Schweiz liegen.
Der Reschenpass
Der Reschensee und seine Geschichte beeindrucken alle Reisenden, die am See zum ersten Mal den aus dem Wasser ragenden Kirchturm erblicken. Das ehemalige Dorf Graun und Teile des Dorfes Reschen wurden 1950 für die Aufstauung der Etsch aufgegeben und geflutet.
Reschensee mit Kraftwerk
Das Ziel war, ein gewaltiges Wasserkraftwerk zu errichten, um den Energiehunger der südlicheren Gemeinden in Folge der sich ausbreitenden Industrialisierung zu stillen. Die zwischen den 1920er und 30er Jahren regierende faschistische Regierung Italiens verfolgte diese Idee rigoros und wischte die Interessen und Bedenken der Einwohner einfach bei Seite.
In mehreren Schritten wurde der Wasserstand des Reschensees immer weiter erhöht und erreichte in den 1950er Jahren mit 1 498 m seinen Höchststand. Er dient dem 12 km südlich gelegenen Kraftwerk Glurns als Speicherbecken. In Glurns wird aus einem Höhenunterschied von fast 600 m in einem Kavernenkraftwerk Energie erzeugt, bis zu 250 Gigawattstunden jährlich.
Die beiden Großwasserkraftwerke im Vinschgau wurden von rund 7 000 Arbeitern in insgesamt fünf Millionen Arbeitsstunden errichtet. Dabei wurden 35 Kilometer Stollen gegraben, 150 000 Tonnen Zement und 10 000 Tonnen Eisen verbaut sowie 800 Tonnen Sprengstoff eingesetzt. Der 31 Meter hohe und 467 Meter lange Staudamm des Reschensees war der erste große Staudamm in Italien und einer der größten in ganz Europa (Text von alpleriagroup.eu).
Reschen und Graun
Die Einwohner von Reschen und Graun mussten ihre Dörfer also verlassen und zogen weg oder siedelten in höheren Lagen, zum Beispiel im heutigen Neu-Graun. Die Lebensgrundlage zahlreicher Landwirte ging dabei verloren, weitete sich die Wasserfläche doch auf fast 7 km2 aus, sodass viele Agrarflächen verschwanden. Ersatz konnte nicht zur Verfügung gestellt werden.
Die Folgen der Aufstauung in Zahlen: 70 % der Bevölkerung sind abgewandert, 163 Wohnhäuser und landwirtschaftliche Gebäude wurden gesprengt, 514 ha Kulturfläche überflutet, und die Zahl der Nutztiere sank um 70 %. 2024 zeigt sich der Reschensee erneut als Baustelle: Im Südosten wurden Unmengen an Kies für eine neue Straße samt Radweg aufgeschüttet. Da jedes Jahr Geröll von den Bergen rutscht, wurde beschlossen, die Straße etwas weiter nach Westen zu versetzen und zu begradigen, um die alpinen Gefahren zu vermeiden.
Reschen
Reschen am See ist der nördlichste Ort des Vinschgaus; er liegt am sogenannten Dreiländereck Italien-Österreich-Schweiz auf 1 500 m Höhe. Die rund 900 Einwohner leben hauptsächlich vom Tourismus und teilweise von der Landwirtschaft. Urlaub am See ist attraktiv und so finden auch viele Gäste im Sommer in die Region – in erster Linie, um die Natur zu erleben. Im Winter ist es das Skigebiet Schöneben, das sich schneesicher bis Ostern unterhalb der Berge Neuner, Zehner und Zwölfer erstreckt.
Mit der Gemeinde Reschen verbunden ist die Geschichte, dass hier im 19. Jahrhundert der zu jener Zeit letzte frei lebende Bär Südtirols erschossen wurde; noch heute werden die Einwohner ‚Bärenschießer‘ genannt. Der Name des Ortes geht auf einen ehemaligen Einzelhof zurück, den Reschenhof. Seit 1920 liegt die ehemals unabhängige Gemeinde an der neu gezogenen Grenzlinie zwischen Tirol und Südtirol und gehört seit 1928 zu Graun.
Sehenswert sind die Pfarrkirche St. Sebastian, die Elemente aus der gesprengten Vorgängerkirche enthält, die Martinskapelle am Giernhof mit kunsthistorisch bedeutender Ausstattung sowie die Wallfahrtskapelle Valiertegg mit anspruchsvollem, da steilem Kreuzweg und beeindruckender Aussicht. Gerne wird der Ursprung der Etsch besucht, immerhin der zweitlängste Fluss Italiens. Unterwegs in den Bergen trifft man immer wieder auf Befestigungsanlagen aus den Zeiten des Ersten Weltkriegs, gut erhalten zeigt sich die Panzersperre ca. 45 min oberhalb des Ortes in der Nähe der Landesgrenze zu Österreich. Zur Gemeinde gehören die Weiler Tenders, Pitz, Froi, Rojen, Giern und Spien.
Ihr Kontakt zum Verlag
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Mit Hilfe unseres Kontaktformulars können wir Ihre Fragen z.B. zur Auswahl des Urlaubsortes oder einer Unterkunft gezielt beantworten.
>> Hier geht’s zum Kontaktformular.
Diese WebSite ist ein Projekt des Zwischenräume Verlag, Ulm.